Männerchöre trafen Frauenchor

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Frühlingsromantik, wie sie schöner nicht klingen kann

Männerchöre trafen Frauenchor in Hermersberg – Spaß am Singen einzigartig

 In der voll besetzten Hermersberger Mehrzweckhalle erlebte ein erwartungsfrohes Publikum einen faszinierenden Konzertabend. Unter dem Motto „Männerchor trifft Frauenchor“ hatte Chordirektor Wolfgang Sieber, dem die Gesamtleitung des Frühlingskonzertes oblag, aus dem breit gefächerten Repertoire seiner Hermersberger Chöre MGV Frohsinn und Frohsinn Light sowie dem Frauenchor Landau mit viel Gespür ein ausgewogen anspruchsvolles Liedgut ausgesucht und in eine stilsichere Programmfolge eingebracht. Dabei konnte der Dirigent aus allen bestens besetzten Tonlagen aus dem Vollen schöpfen. Das Konzert wurde mit Beiträgen der Frohsinn „Five“ unter der Leitung von Willi Müller und einem Blechbläserensemble abgerundet.
Verschlungene Herzen, rote Rosen: Schon die von Sänger Hans-Peter Lösch gestaltete Bühnendekoration ließ erahnen, dass an diesem Abend die Liebe im Frühling im Fokus stehen werden. Durch das Konzert führte Sänger Bernd Emig.

Wie schon fast erwartet, sorgten 65 hochkonzentrierte Frohsinn-Männer bei dem in lateinischer Sprache gesungenen geistlichen Chorwerk „O sacrum convivium“ (O heiliges Gastmahl) des angesagten zeitgenössischen Komponisten  A. Schronen bei ihrer festlichen Eröffnung für einen äußerst positiven und zugleich innigen Anfangseindruck. Klar in der Aussprache und ausgewogen in der geforderten Dynamik waren alle bestens vorbereitet. „Warum bist Du gekommen, wenn Du schon wieder gehst?" Nach dieser in dem beliebten deutschen Volkslied „Bajazzo“ musikalisch gestellten Frage besang der Stammchor des Männergesangvereins Frohsinn die unerfüllte Liebe des irischen Edelmanns „Robin Adair“. Der Block endete mit der weich tönenden tschechischen Liebeshymne „Die wahre Liebe“.

Die 22 sympathischen Sängerinnen des Frauenchor Landau, einer der herausragenden a cappella-Chöre in Rheinland-Pfalz, verzauberten von Anfang an mit ihrem musikalischen Anspruch und ihrem Klangpotential. Mit viel Einfühlungsvermögen in die jeweiligen Besonderheiten der Kompositionen widmeten sie sich ihrem konzentrierten Konzertieren zum Thema Liebe und Frühling. Der Komponist der Romantik, F.Mendelssohn Bartholdy steuerte hierzu sein „Frühlingslied“ ebenso bei, wie Johannes Brahms sein höfisches Minnelied oder seine verschmähte Braut und „Der Bräutigam“. Von Blumen und Tieren sangen die Damen etwa bei Mozarts „Das Veilchen“, wie sie mit ihrer koketten Hasen-Verfolgungsjagd oder dem Huhn-Karpfen-Spektakel amüsierten. Allesamt sehr schöne, oft schwierige Titel und Texte, deren Umsetzung an die Interpretinnen höchste stimmliche Anforderungen stellten, die sie mit Bravour meisterten.

Nach zuvor eher traditionellen Darbietungen brachten die 50 „Frohsinn Light“-Sängern moderne Stilelemente ins Spiel. Aus der Sicht eines (mitgebrachten) Kuscheltieres erfreuten sie mit ihrem humorvollen „Der kleine Teddybär“. Immer wieder sind es die von Sieber einfallsreich und passgenau bearbeiteten Arrangements, wie das in sorgsamer Balance ergreifend interpretierte „Bright Morning Stars“ nebst der Solo-Vorlage von Markus Zimmer. Besonders witzig aber wurde es bei dem „Augustin-Rap“. Wahrlich, kein leichtes Unterfangen. Da wurde hochkonzentriert gezischt, geschnipst, rhythmisch geklatscht, womit sie bei ihren Gästen exakt den Zeitgeist trafen.

Fünf Männer, fünf beste Stimmlagen: „Frohsinn-Five“. Willi Müller arrangierte ganz speziell für Hans Faust, Andreas Müller, Thomas Könnel, Markus Zimmer und Georg Eisenhuth den populären Wise Guys-Song „Wie kann es sein“. Wie begeisterungsfähig ein so großes Publikum sein kann, erfuhren die Vokal-Sänger bei ihrer Vorstellung der Grönemeyer-„Männer“, der Rolf Tilly die humorvolle pfälzer Kraftversion „Mannsleit“ verpasste, woraus eine kaum zu überbietende Spaßversion wurde.

Immer wieder nahm das Konzert (s)eine gewollt raffinierte Wendung. Mit zeitgenössischer Chormusik für den aufgeteilten und damit möglichen achtstimmigen Doppelchor begeisterte der unglaublich präzise agierende Frauenchor Landau bei seinem schwungvollen „Musica, viva in aerternum“. Ganz ohne Worte, dafür fünfstimmig gesummt, erzeugte der Chor angedeutete sphärische Klänge ganz im Sinne des Stückes bei seinem meditativen „Mountain Nights“.
Mit heiterer Leichtigkeit und viel Temperament meldete sich der voluminöse Stammchor des MGV Frohsinn und seinem ewigen „Junggesellen“-Stück humorvoll zurück. Spritzig akrobatischen Zungenschlag verlangte den Sängern die „Ilsebill“ von Bernhard Weber ab, bevor sie gut behütet alpenländisch kokett wurden.

Zum mächtigen Finale fanden sich noch einmal alle Chorgattungen und das Bläserquintett zu dem Hymnus „Klänge der Freude“ auf die damit stramm gefüllte Bühne. Den Part am Klavier hatte hierbei Chorleiter-Freund Achim Baas übernommen.
Nach 180 Minuten ging damit ein überaus gelungenes, niveauvolles und mitreißendes Konzert zu Ende, getragen von wohlklingenden Stimmen motivierter, leistungsstarker Sänger auch hochkarätigen Chören. Ein Frühlingskonzert, das geprägt war von eleganten Stimmungswechseln und einfallsreichen Stilelementen, von komplexer und eigenwilliger Rhythmik, ja teils von Dramatik und zugleich ausgesprochener Harmonik. Ein überaus herzlicher Applaus war der Lohn für die engagierte Schar der Akteure des Abends. (mlh)